Wenn Ruhe schwerfällt – über Erregung, Ungeduld und kleine Rückschritte

Wenn Ruhe schwerfällt - Der Welpenkompass von Nadine Liebert

Ruhe ist kein Zustand, den man einmal erreicht und dann behält. Sie ist Bewegung – ein Pendel, das schwingt zwischen Anspannung und Entspannung, Nähe und Distanz, Aktivität und Innehalten.

Und manchmal kippt dieses Gleichgewicht. Dann fällt es schwer, ruhig zu bleiben – dem Hund ebenso wie uns.


Wenn Ruhe schwerfällt - Der Welpenkompass von Nadine Liebert

Wenn Ruhe plötzlich „weg“ ist

Viele Hundemenschen kennen das: Eben war alles ruhig, der Hund döste friedlich – und plötzlich scheint jeder Reiz zu viel. Die Erregung steigt, Impulskontrolle sinkt, die Stimmung kippt. Was vorher selbstverständlich war, funktioniert auf einmal nicht mehr. Das ist kein Rückfall. Das ist Biologie.
Das Nervensystem ist kein Schalter, den man umlegt. Es reagiert auf Reize, Erlebnisse, Hormone, Veränderungen – und bei jungen Hunden zusätzlich auf Wachstum, Entwicklung und Reifung. Gerade in der Pubertät ist der Körper in Umbau. Was gestern noch ging, fühlt sich heute vielleicht überfordernd an. Und das gilt für beide Seiten der Leine.

Warum Ungeduld so verständlich ist

Wenn Ruhe schwerfällt, rutscht auch der Mensch leicht in Anspannung, Frust oder Selbstzweifel.

  • Ich dachte, wir wären schon weiter … Warum klappt das jetzt wieder nicht?

Doch Rückschritte sind kein Zeichen von Versagen. Sie sind Zeichen von Lernen.

Im Gehirn festigt sich Neues erst, wenn es immer wieder überprüft, angepasst, bestätigt wird. Das gilt auch für Regulation: sie wächst über Wiederholung – nicht über Perfektion. Und: Ruhe lässt sich nicht trainieren, wenn das Nervensystem überfordert ist. Ein Hund kann sich nur beruhigen, wenn er die Möglichkeit dazu hat – und wenn sein Mensch die Situation als sicher vermittelt.

Die Kunst, in der Unruhe ruhig zu bleiben

Wenn der Hund aufdreht, hilft keine „Ruheübung“, sondern ein Moment echter Co-Regulation. Ein bewusster Atemzug. Ein leises „Ich bin da.“ Eine Bewegung, die weniger wird statt mehr. So lernt der Hund: Auch in Aufregung kann Sicherheit entstehen. Nicht, weil wir ihn „runterfahren“, sondern weil wir selbst unten bleiben. Unsere Ruhe ist sein Anker. Und manchmal reicht genau das, um das System wieder in Balance zu bringen.

Wenn es uns selbst schwerfällt

Es gibt Tage, da fällt auch uns das ruhig Bleiben schwer. Weil der Alltag fordernd ist, weil Sorgen drücken, weil der Kopf laut und das Herz müde ist. Das ist kein Fehler, sondern Menschsein. Gerade dann hilft es, bei sich anzukommen. Zu atmen. Einen Moment innezuhalten, bevor man reagiert. Und sich an all die kleinen, guten Momente zu erinnern, die vielleicht leicht übersehen werden – die Marmeladenglasmomente, die man sammelt, um sich später daran zu wärmen: ein tiefer Atemzug, ein Blick, ein stiller Moment mit dem Hund, ein Gefühl von „Wir schaffen das.“ Sich selbst etwas Gutes zu tun, ist kein Egoismus – es ist Regulation. Denn wer gut für sich sorgt, schafft auch die Ruhe, die der Hund spüren kann.

Fazit

Rückschritte sind Teil des Weges
Ruhe ist kein Wettbewerb und kein Ziel, das man abhaken kann. Sie ist Beziehung in Bewegung – und sie wächst, wenn wir sie nicht nur üben, sondern leben. Jeder Tag ist eine Einladung, wieder hineinzufinden. Und manchmal beginnt das damit, dass wir einfach atmen. 💛

Lies mehr in meiner Blogreihe über Beziehung und Ruhe:

Rituale der Ruhe – wie Alltag Sicherheit schenkt
Gemeinsam Ruhe finden – welches Vorbild bist du?
Ruhe finden ist kein Stillsitzen auf Kommando
Ruhekompetenz – Warum Entspannung keine Übung, sondern Beziehungsarbeit ist

Vertiefende Impulse in meinem Buch:

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